Jetzt kommt es auf uns an!

Im Mai feiert die katholische Kirche das Fest Christi Himmelfahrt. Der Evangelist Lukas hat von der Himmelfahrt des auferstandenen Jesus erzählt und auch in der biblischen Apostelgeschichte wird davon berichtet: Jesus wird vor den Augen der Jünger in den Himmel emporgehoben und von einer Wolke den Blicken entzogen.

Die Wolke am Himmel drückt in der Erzählung die Anwesenheit Gottes aus. Theologisch ist das als Illustration der Erkenntnis zu verstehen, dass Jesus nach seiner Auferweckung ganz und unmittelbar bei Gott ist.

Um zu verstehen, was mit Himmel gemeint ist, hilft die englische Sprache: „Sky“ bedeutet der äußere Himmel der Natur. „Heaven“ meint den inneren, spirituellen Himmel – auf diesen Himmel bezieht sich das Fest „Christi Himmelfahrt“. Der Himmel ist theologisch gesprochen Gott selbst.

Ein Fest des Loslassens

„Man könnte Christi Himmelfahrt als das Fest des Loslassens bezeichnen", sagt Silvia Habringer-Hagleitner, Professorin für Religionspädagogik an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. „Jesus wurde gekreuzigt, er ist auferstanden, und nun begreifen seine Jüngerinnen und Jünger, dass es einen Neuanfang braucht: Jesus wird vor den Augen seiner Freunde ‚emporgehoben‘, heißt es in der Bibel, dann ‚ihren Blicken entzogen‘. Es ist der Moment, wo die Freunde Jesu aus ihrer Trauer herausfinden in jene Rolle, die Jesus ihnen überantwortet. ‚Ihr werdet meine Zeugen sein‘, sagt er. Also: Ich habe euch alles gesagt und gezeigt, und jetzt seid ihr dran, jetzt kommt es auf euch an!

Das ist ein zentrales Momentum im Christentum, denn Jesus macht deutlich, dass er kein ‚Guru‘ ist, dessen Lehre allein an ihm hängt und mit dessen Tod alles vorbei ist. Nein, die Anhänger Jesu sollen in die Welt bringen, was sie an ihm beeindruckt hat, was sie mit seinem körperlichen Verschwinden in der Welt vermissen – seine Zärtlichkeit, seine Nähe zu den Schwachen, seinen Mut gegenüber den Mächtigen, den Glauben an eine Grenzen sprengende Liebe. Und mit diesem Auftrag verabschiedet sich der irdische Jesus ‚endgültig‘ von seinen Freundinnen und Freunden.“

→ Jesus hat einen Auftrag hinterlassen: Zärtlichkeit, Nähe zu den Schwachen, Mut gegenüber den Mächtigen, den Glauben an eine Grenzen sprengende Liebe. Was davon erfüllen wir?

→ Mehr zum Thema Christi Himmelfahrt sowie ein Video für Kinder: www.dioezese-linz.at/christi-himmelfahrt

Silvia Habringer-Hagleitners Gedanken zu Christi Himmelfahrt sind im "Grüß Gott! – Magazin über Gott und die Welt" (Ausgabe Herbst 2020) erschienen, das die Katholische Kirche in Oberösterreich zwei Mal jährlich herausgibt.

→ Alle Ausgaben zum Durchblättern: Magazine der Katholischen Kirche in Oberösterreich (yumpu.com)