Am siebten Tag
1. Du bist Vorsitzende der Katholischen Jungschar in Oberösterreich und Leiterin der MinistrantInnengruppe in der Dompfarre Linz. Du ministrierst auch selbst. Woher kommt dein großes Engagement?
Cosima Spieß: Es ist ganz klar Sozialisation. Ich bin in einer katholischen Familie aufgewachsen, und meine Eltern haben mich schon früh mit in die Kirche genommen. Da habe ich gesehen, dass junge Menschen, Kinder wie ich damals, als Ministrantinnen und Ministranten aktiv bei der Liturgie mitgestalten können und ganz nah dabei sein dürfen. Das fand ich spannend. Bevor ich mit acht Jahren Ministrantin geworden bin, war ich schon beim Sternsingen dabei. Mit der Firmung habe ich dann für mich selbst entschieden, in meinem Glauben zu leben und mich in der Kirche und der Gemeinschaft zu engagieren.
COSIMA SPIESS ist 19 Jahre alt, lebt in Linz und leitet die MinistrantInnengruppe in der Dompfarre. Derzeit absolviert sie ein Freiwilliges Soziales Jahr, im Herbst 2022 beginnt sie ihr Studium in Theologie, Soziologie und Geschichte. @Raphael Gabauer |
2. Was bedeutet dir dein Glaube heute?
Cosima Spieß: Er bedeutet mir schon viel. Mein Glaube hat mich eben immer begleitet. Meine Familie ist öfter umgezogen, und dabei habe ich gemerkt, dass die Gemeinschaft und die Pfarre Orte sind, wo ich mich sofort aufgenommen fühle. Natürlich gibt es Menschen, die mit der Kirche ganz andere Erfahrungen gemacht haben und machen. Mir hat mein Glaube jedenfalls immer Hoffnung und Zuversicht geschenkt – und das tut er auch
heute noch. Es ist ein Vertrauen entstanden. Ich treffe meine Entscheidungen in Begleitung meines Glaubens.
3. Was ist dir – außer deinem Glauben – denn noch heilig?
Cosima Spieß: Die Beziehungen zu meiner Familie und meinen Freundinnen
und Freunden. Und Musik. Ich spiele Klavier und Trompete. Ich singe auch in
mehreren Chören. Das sind auch genau die Dinge, die mir im Alltag helfen, etwas Ruhe zu finden.
Mit acht Jahren beschloss Cosima Spieß, dass sie den Gottesdienst aktiv mitgestalten will. Dazu gehört auch das Tragen eines Talars. @Raphael Gabauer |
4. Du hast quasi zwei Führungspositionen inne. Wie siehst du deine
Rolle als „Chefin“?
Cosima Spieß: Da muss ich unterscheiden: zwischen dem Organisatorischen,
etwa der Planung eines Jungscharlagers oder einer Ministrantenstunde, und
dem, was ich mir selbst zur Aufgabe mache, wo mein Selbstverständnis liegt. Wichtig ist mir, einen Raum für Kinder zu schaffen, in dem ihnen zugehört wird. Kinder geraten oft aus dem Blick oder werden manchmal zu wenig
ernst genommen. Dabei ist es unglaublich interessant, was sie zu erzählen haben.
5. Welche Eigenschaften von Jesus möchtest du Kindern und Jugendlichen mitgeben?
Cosima Spieß: Natürlich die Liebe. Und Jesus nimmt Menschen in den Blick, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Ich selbst hab das Bestreben, mich für diejenigen einzusetzen, die sonst vielleicht vergessen werden.
Ministrieren in der Dompfarre Linz, Zeit im Kreis der Familie und ein Kaiserschmarrn – das macht für Cosima Spieß einen gelungenen Sonntag aus. @Raphael Gabauer |
6. Hast du das Gefühl, durch deinen Einsatz etwas verändern zu können?Cosima Spieß: Ja. Als Vorsitzende der Jungschar ist es zum Beispiel das Mitwirken an Aktionen wie „Kinderarbeit stoppen“. Aber auch außerhalb des kirchlichen Engagements ist es mir wichtig, zu gewissen Themen eine eigene Meinung zu haben und mich auch zu trauen, sie offen zu sagen. Ich weiß nicht, ob und was ich damit verändere. Aber vielleicht schaffe ich einfach ein Bewusstsein für etwas. Das wäre schön.
7. Was bedeutet dir eigentlich der Sonntag?
Cosima Spieß: Ich bin ja jeden Sonntag als Ministrantin in der Kirche. Das gehört für mich zu einem gelungenen Wochenende dazu. Abgesehen davon ist der Sonntag für mich die Möglichkeit, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Und das am liebsten übrigens mit einem selbst gemachten
Kaiserschmarrn. ♦
Ihr Glaube gibt Cosima Spieß Hoffnung und Zuversicht. @Raphael Gabauer |
Das Gespräch erschien erstmals im Frühjahr 2022 im Magazin "Grüß Gott!", das zwei Mal im Jahr von der Katholischen Kirche in Oberösterreich herausgegeben wird. |