Geisterstunde
Der Heilige Geist ist kein Geist im klassischen Sinn. Oder?
Stefan Schöttl: Im Englischen gibt es die Unterscheidung zwischen ‚ghost‘, ‚mind‘ und ‚spirit‘. Im Deutschen gibt es nur den einen Begriff für alles: Geist. Daher kommt die Verwirrung, dass der Heilige Geist etwas Herumspukendes ist. Aber gemeint ist der ‚spirit‘, nicht der ‚ghost‘.
Wie kann ich ihn mir dann vorstellen?
Stefan Schöttl: Eigentlich gar nicht. Er ist nicht greifbar und entzieht sich uns – genau das ist das Gute. Was wir sagen können: Der Heilige Geist ist schon seit der Schöpfung da. Im Alten Testament ist er die Gottesgeisteskraft – das schöpferische Element, das Leben schafft und lebendig macht. Er ist auch von Anfang an mit uns, schon seit unserer Zeugung. Die Firmung ist nur der Moment, in dem wir ihn uns in einem neuen Lebensabschnitt bewusst machen.
Mag. Stefan Schöttl – mit Firmkandidatin Lorena Böhmberger im Linzer Mariendom – ist Referent für Firmpastoral in der Diözese Linz. © Robert Maybach |
Aber gibt es denn wirklich gar nichts, was es uns leichter macht, den Heiligen Geist zu verstehen?
Stefan Schöttl: Es gibt Bilder: den Windhauch, das Feuer, bei manchen Propheten ist er ein Säuseln oder eine sanfte Berührung. Wenn zwei Menschen eine Beziehung eingehen, ist er das Band zwischen ihnen. Der Heilige Geist hat mit Leben und Lebendigkeit zu tun, man kann ihn nicht ins Letzte definieren. Ein Stück weit ist er immer das Wunder, dem wir begegnen.
Welche Rolle spielt er in der Dreifaltigkeit?
Die Einheit von Vater, Sohn und dem Heiligen Geist zeugt für mich davon, dass Gott in sich Beziehung ist. Es ist ein Gott in drei göttlichen Personen. Deshalb sind die Erfahrungen, die Jugendliche in einer guten Gemeinschaft machen, gleichzeitig auch göttliche Erfahrungen.
Und was hat er mit Pfingsten zu tun?
Für mich übersetzt bedeutet das Pfingstereignis: Gott stiftet Beziehung. Die Jünger waren verzweifelt und haben sich eingesperrt. Und was hat der Heilige Geist mit ihnen gemacht? Sie hinausgetrieben, mit Feuerzungen begabt – und die Menschen haben sie auf einmal verstanden. Im Endeffekt sprechen wir alle unterschiedliche Sprachen: Männer, Frauen, Erwachsene,
Jugendliche – und der Heilige Geist schafft Verständigung zwischen
den Menschen.
Was heißt das für die Firmung?
Man darf sich nicht vorstellen, dass der Heilige Geist runterrauscht, und dann ist er da. Wenn Jugendliche die Erfahrung machen, da ist mehr, als sie sehen können, ist das ein Hinweis auf den Heiligen Geist. Er ist in solchen Momenten spürbar. Und dann müssen wir darauf vertrauen, dass wir diese Erfahrung in der einen oder anderen Form wieder machen werden.
Heiliger Geist: Installation von Christa Aistleitner in der Pfarrkirche Neufelden. © Kunstreferat Diözese Linz |
Dieser Artikel ist im "Grüß Gott!"-Magazin 1/2021 der Katholischen Kirche in OÖ erschienen.