Auf dem Weg zur Firmung
Als Kunstturnerin verbringt Lorena Böhmberger viel Zeit in der Schwebe. Zum Beispiel, wenn sie Übungen am Balken trainiert. Doch in ihrem Glauben ist die zweifache Staatsmeisterin schon seit vielen Jahren gefestigt. Das möchte sie heuer zu Pfingsten endlich offiziell machen. Dann holt die 18-Jährige ihre Firmung nach.
„Eigentlich wollte ich mich wie alle anderen mit 14 Jahren firmen lassen“, erzählt sie. „Als Leistungssportlerin ist es sich für mich zeitlich aber einfach nicht ausgegangen. Ich weiß noch, wie sehr mich das geärgert hat.“ Seither hat Lorena das Gefühl, als ob ihr etwas fehlen würde. Darum war für sie klar: Sobald es der Turnkalender zulässt, möchte sie das Sakrament der Firmung empfangen. „Wer Sport macht, kennt das, wenn man vor einem Wettbewerb darum bittet, eine Übung zu schaffen oder ein Match zu gewinnen. Man redet da mit sich selbst, ich glaube aber, man spricht dabei auch zu Gott“, sagt Lorena. „Ich bin mir sicher, dass ich – im Leben und im Sport – durch die Firmung gestärkt sein werde.“
Ein eigener Weg. Das Labyrinth am Linzer Domplatz passt zur Frage, die sich Jugendliche wie Lorena Böhmberger stellen: Wohin will ich gehen? © Robert Maybach |
Firmung ist Stärkung. Das lässt schon die Wortherkunft vermuten: Im Lateinischen steht firmare für „kräftigen“ oder „beglaubigen“. Und es bezieht sich auf ein Wunder, das die Apostel an Pfingsten, dem 50. Tag nach der Auferstehung von Jesus, erlebten: „Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten“, heißt es in der Apostelgeschichte, „auf jeden von
ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“
Und so, wie der Heilige Geist die Apostel gestärkt hat, soll er das auch bei den Firmlingen tun – leider ohne Instant-Fremdsprachenkurs, aber immerhin im Glauben.
Den Himmel offenhalten
Für Stefan Schöttl bedeutet das, Jugendliche wie Lorena Böhmberger zu ermuntern, sich mit ihrem Gottesbild auseinanderzusetzen. Er ist in Linz Referent für Firmpastoral. Als solcher begleitet er Jugendliche in der Firmvorbereitung.
„Es geht nicht darum, jungen Menschen zu sagen, was sie glauben müssen, um ein guter Christ oder eine gute Christin zu sein, sondern sie zum Nachdenken anzuregen. Sie auch im Zweifel zu begleiten, dabei aber stets die Hoffnung zu vermitteln, die wir als Christen ans Leben haben“, sagt er. „Als Firmbegleiter möchte ich den Jugendlichen einfach den Himmel offenhalten.“ Die Firmung ist ein persönliches Glaubensbekenntnis auf freiwilliger Basis – und hat sich als Sakrament erst im Lauf der Geschichte so entwickelt.
Begleiter. Stefan Schöttl begleitet Firmlinge – mit Zelten, Radeln und natürlich viel Reden. Firmkandidatin Lorena Böhmberger ist zweifache Staatsmeisterin im Kunstturnen. © Robert Maybach |
Ursprünglich waren Taufe, Firmung und Eucharistie ein Sakrament (das ist in der Ostkirche übrigens noch immer so). Erst ab dem 4. Jahrhundert haben sich daraus drei eigenständige Rituale entwickelt. Das hatte ganz pragmatische Gründe: Damals setzte sich die Ansicht durch, dass man kleine Kinder gleich nach der Geburt taufen sollte. Dafür waren die Bischöfe zuständig. Doch weil die Kirche so schnell wuchs, kamen die Bischöfe mit dem Sakrament der Taufe/Firmung/ Eucharistie kaum noch hinterher. Also übernahmen Priester die Taufe, und die Bischöfe konzentrierten sich auf das Firmen – das ihnen als Vertreter der Apostel übrigens bis heute vorbehalten ist. (Im Regelfall beauftragt der Bischof damit aber auch noch weitere Priester aus seiner Diözese.) Sie spenden den Firmlingen den Heiligen Geist – durch die Handauflegung und indem sie ihnen ein Kreuz mit Chrisam, einem besonderen Salböl, auf die Stirn zeichnen.
Ein Gefühl der Gemeinschaft
Die Teilung von Taufe und Firmung hat dazu geführt, dass sich das Firmalter nach hinten verschoben hat. Das ist aber nicht der einzige Grund. Denn wichtig ist auch, dass man bei der Firmung das „geistige Vollalter“ erreicht haben muss, um sich öffentlich zum katholischen Glauben bekennen zu können. Lange Zeit ist dieses Mindestalter bei nur sieben Jahren gelegen. Heute beträgt es 12 Jahre, die Pfarren entscheiden aber selbst über die Altersgrenze. Und viele Pfarren (zum Beispiel alle in Vorarlberg) haben in den letzten Jahren beschlossen, es auf 17 Jahre anzuheben – um sicherzugehen, dass sich die Jugendlichen bewusst zu diesem Schritt entscheiden.
Auch die 18-jährige Lorena hat darüber nachgedacht, was er für sie bedeutet: „Für mich vollendet die Firmung das, was mit der Taufe und der Erstkommunion begonnen hat. Ich hab das Gefühl, dann bin ich noch mehr Teil der Gemeinschaft.“
„Wenn Jugendliche merken, dass wir Erwachsenen uns Zeit für sie nehmen und gemeinsam versuchen, Antworten auf die Fragen zu finden, die das Leben an sie stellt, dann sind sie plötzlich offen für Religion.“
Den Jugendlichen das Gefühl zu vermitteln, dass sie zur Gemeinschaft gehören – das ist auch für Stefan Schöttl das Wichtigste. Er radelt mit den Firmlingen deshalb mehrere Tage durch Oberösterreich oder zeltet mit ihnen in der Natur. Je weniger die Vorbereitungszeit einem Unterricht gleiche, desto mehr könnten er und seine Kolleginnen bei den Jugendlichen bewirken: „Wenn sie merken, dass wir Erwachsenen uns Zeit für sie nehmen und gemeinsam versuchen, Antworten auf die Fragen zu finden, die das Leben an sie stellt, dann sind sie plötzlich offen für Religion.“
In der Gemeinschaft erfahren Jugendliche so bereits die Stärkung, die ihnen bei der Firmung symbolisch mitgegeben wird. „Wenn wir in der Gruppe zusammensitzen und eine gute Stimmung haben, sagen wir nicht umsonst, dass ein guter Geist da ist.“ Einer, der uns heilig ist. ♦
Das Sakrament der Firmung
8.555 Firmungen wurden 2019 in Oberösterreich gespendet. Voraussetzung
für die Firmung sind die Taufe und eine Firmkarte, die man nach Teilnahme an der Firmvorbereitung erhält. Ein Firmpate oder eine Firmpatin begleitet den Firmling – in der Kirche und auf dem weiteren Lebensweg. Die Jugendlichen werden vom Bischof mit Chrisam gesalbt, einem besonderen Öl, das früher Königen vorbehalten war. Durch die Handauflegung wird ihnen der Heilige Geist zugesagt. Er soll sie in ihrem Christsein bestärken.
Firmung und Firmtermine in Oberösterreich
Dieser Artikel ist im "Grüß Gott!"-Magazin 1/2021 der Diözese Linz erschienen.