Eintritt frei!
Aus dem Turmfenster der Kirche ragen zwei gebogene Rohre. Ihr leuchtendes Rot hebt sich vom Umfeld ab. Ihre Form erinnert an eine Rutsche. Doch: Es ist kein weiches Sandbett eines Spielplatzes, an dem die Rutschenden ankommen. Die Rutschenbahn ragt in den Himmel hinein.
Die „Rutsche“ an der barocken Stadtpfarrkirche Urfahr-St. Joseph stammt von der Künstlerin Elisabeth Altenburg. Das aus dem Kontext gerissene Spielplatzelement ist ein Sinnbild fürs Erwachsenwerden – denn hier in Urfahr ist die Jugendkirche Linz angesiedelt. „Die Jugendlichen gehen hier gestärkt, unterstützt und mit beiden Beinen im Leben stehend heraus und ziehen weiter. Es ist eine Art Sprungbrett in die Zukunft“, so die Künstlerin.
Stadtpfarrkirche Urfahr-St. Josef mit einer Installation der Künstlerin Elisabeth Altenburg. © Klemens Hafner |
Spitzer Stachel, sanfter Trost
Kirche und Kunst: Beide thematisieren das Leben. Beide können sowohl Stachel als auch Trost sein, uns an- oder aufregen. Als Gegensatzpaar, das die menschliche Existenz in all ihren Höhen und Tiefen in den Blick nimmt. In der Geschichte des katholischen Glaubens hat Kunst seit jeher eine tragende Rolle gespielt: Sie schafft Bedeutung, erzeugt Emotionen und eröffnet neue Glaubenserfahrungen.
Die katholische Kirche war über Jahrhunderte der wichtigste Auftraggeber für Künstlerinnen und Künstler. Durch das Neue, Schöpferische und Einzigartige ist die Kunst ein Partner, der Themen und Inhalte abseits von Text und Schrift sichtbar und erfahrbar gemacht hat – und das immer auf der Höhe der Zeit. Kunstobjekte sind in der Kirche eine unverzichtbare Andockfläche zur gegenwärtigen Gesellschaft.
Die Diözese Linz ist hier im deutschsprachigen Raum federführend. Kunstschaffende gestalten Kirchen- und Altarräume, Fenster, Glocken, Orgelprospekte, Gedenkorte, Abschiedsräume und Friedhofskapellen.
So wie die Rutsche an der Stadtpfarrkirche Urfahr werfen Kunstwerke Fragen auf oder laden zum Innehalten ein. Mit ihren Räumen und Kunstschätzen ist die Katholische Kirche in Oberösterreich die größte Kunstsammlung des Landes. Und das Beste daran: Sie hat täglich geöffnet, und der Eintritt ist frei. ♦
Der Artikel erschien erstmals in "Grüß Gott! – Magazin über Gott und die Welt" (Herbst 2022). Das Magazin wird zwei Mal jährlich von der Katholischen Kirche in Oberösterreich und der Katholischen Kirche Steiermark herausgegeben.