Mit Leib und Seele Leihoma
An einem Samstagnachmittag drückt Sonja an einem Mehrparteienhaus die Klingel. Ihre Tasche ist schwer. Sie hat bunte Spiele dabei. „Ich bin´s, die Sonja“, ruft sie in die Gegensprechanlage. Sie hörte die Kinder jubeln und den Türöffner summen. Schon im Stiegenhaus kommen ihr die Kinder entgegen. Der Bub ist zehn, das Mädel acht Jahre alt. Alle ein bis zwei Wochen besucht Sonja die Familie für mindestens drei Stunden, meist länger. Manchmal rufen die Eltern kurzfristig an. Dann ist eines der Kinder krank geworden. Da beide Elternteile berufstätig sind, springt Sonja zur Kinderbetreuung ein. „Es tut den Kindern gut, zu wissen, dass ich für sie da bin“, erzählt sie. Dass die Eltern sich hin und wieder Zeit für sich als Paar nehmen, findet sie richtig. „Mein Mann und ich haben es genauso gemacht. Aber wir hatten meine Mutter und meine Schwiegermutter, die dann auf unsere Zwillinge und den älteren Bruder schauten.“ Die Mädchen sind heute 34, der Sohn 41. Enkelkinder gibt es (noch) nicht.
„Ich habe Kinder einfach gerne“, schwärmt sie. „In der Pension wollte ich nicht versauern, sondern lieber etwas Sinnvolles machen.“ Eher zufällig kam sie auf den Omadienst des Katholischen Familienverbandes. Nach einem ausführlichen Bewerbungsgespräch lernte Sonja ihre erste Familie kennen. Das ist nun vier Jahre her. „Das Kennenlernen ist immer ein Beschnuppern“, erzählt sie von den Erstgesprächen mit den Müttern und Vätern. „Ich sage zu den Eltern: Was wollen Sie wissen? Sie können mich alles fragen.“ Die Chemie muss stimmen. Auch mit den Kindern. „Einmal hat es gar nicht gepasst. Das haben die Mutter und ich sofort gespürt. Man kann auch Nein sagen.“ Aktuell betreut Sonja zwei Familien, eine davon regelmäßig jeden Mittwoch. Sie spielt und bastelt mit den Kindern oder liest vor. Oft geht es nach draußen auf den Spielplatz oder auch in die öffentliche Bücherei.
„Gell, Sonja, du bist nur für mich da“
„Meine ersten beiden Familien sind weggezogen. Nun zieht wieder eine weg.“ Es macht Sonja traurig. „Aber ich weiß, dass es eine Beziehung auf Zeit ist.“ Manchmal bleibt der Kontakt aufrecht. „Meine allererste Familie schreibt immer noch Postkarten.“ Das wärmt ihr Herz. Vom Team des Omadienstes fühlt sie sich gut unterstützt. Jährlich werden Weiterbildungen angeboten, die Sonja gerne nutzt: „Grenzen setzen, Erste Hilfe für Kinder“, zählt sie auf. Für ihren Einsatz zahlen die Familien eine kleine finanzielle Entschädigung. „Aber wegen des Geldes macht das niemand“, ist sie sicher. Ihr Lohn ist die Liebe, die ihr die Kinder entgegenbringen. „Gell, Sonja, du bist nur für mich da“, sagt eines „ihrer“ Kinder und schmiegt sich heran. Sonja lächelt und schlägt das Bilderbuch auf. Sie denkt: Mit Leib und Seele bin ich Leihoma.
Der OMADIENST des Katholischen Familienverbandes Oberösterreich bietet eine Entlastung und Unterstützung durch eine Leihoma als Ergänzung zu den bereits bestehenden Einrichtungen an. Es handelt sich um eine stundenweise, regelmäßige, familiennahe Betreuung. Leihomas haben Freude am Umgang mit Kindern, gehen auf deren Bedürfnisse ein und sind pädagogisch geschult. Spielen, Vorlesen, auf den Spielplatz gehen stehen im Mittelpunkt. Leihomas wärmen auch mal das Essen auf. Aber sie sind keine Haushaltshilfe, sondern für das Kind da. Die Bezeichnung Leihoma oder Oma bezieht sich nicht auf das Lebensalter der Betreuungsperson. Sie ist ein Synonym. Erfahrene Frauen jedes Alters können Leihoma werden.
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