Taufpate oder Taufpatin sein – wie ist das ?
Für viele ist es ein ganz besonderer Moment: der Tag, an dem einen die Schwester oder der beste Freund fragt, ob man das Patenamt für ihr Kind übernehmen will. Denn damit geht eine ganz besondere Verantwortung einher: Offiziell geht es darum, die christliche Erziehung des Patenkindes zu unterstützen. Voraussetzung für das Patenamt ist, dass man getauft, gefirmt und nicht aus der Kirche ausgetreten ist (übrigens: Obsorgepflichten sind schon lange nicht mehr damit verbunden). Doch es ist der inoffizielle Teil, der meistens viel mehr zählt: Wer dem Kind sein Herz, sein Vertrauen, seine Zeit und ein offenes Ohr schenkt, kann eine ganz besondere Beziehung entstehen lassen.
→ Information zum Sakrament der Taufe: Taufe in der katholischen Kirche: Bedeutung, Ablauf, Texte und Lieder (dioezese-linz.at)
Der Glaube hat einen wichtigen Platz
Eine Taufpatin ist eine Begleitperson durchs Leben mit einem besonderen Blickwinkel. Es wird ein Sakrament gespendet – der Glaube nimmt also in dieser Beziehung einen entscheidenden Platz ein. Ich komme aus einer katholischen Familie, meine beiden Taufkinder sind meine Nichte und mein Neffe. Wir treffen uns bei Familienfesten, und jetzt – da die beiden schon 28 und 31 sind – erkundige ich mich oft bei den Eltern nach ihnen. Es interessiert mich, was los ist im Leben meiner Taufkinder. Das ändert sich nicht, die Patenschaft endet nie. Wir haben einen guten Kontakt, der nicht immer so intensiv sein muss. Aber wenn mich jemand braucht, bin ich da. Dieses Gefühl möchte ich vermitteln. Ich sehe mich als verlässliche Partnerin, um die man sich nicht ständig kümmern muss.
Roswitha Pechak, Linz |
Die Patenkinder gehören zur Familie
Ich habe sofort Ja gesagt, als ich gefragt wurde, ob ich Pate werden will. Bei allen vier Taufkindern, die ich gemeinsam mit meiner Frau begleite. Es war jedes Mal ein erhebendes Gefühl bei der Taufe. Es sind zwar nicht die eigenen Kinder, sie gehören aber trotzdem zur Familie. Heute sind meine Patenkinder zwischen 25 und 31 Jahre alt, und ich versuche, den Kontakt zu halten. Bei der Älteren gelingt mir das jetzt wieder besser, seit ich in Pension bin. Ich habe sie angerufen und ihr gesagt, dass ich sie gern besuchen würde – und sie hat sich sehr gefreut. Sie zeigte mir ihren Arbeitsplatz und fragte mich wegen einer beruflichen Entscheidung um Rat. Ich konnte meine Erfahrung einbringen und ihr helfen. Ich möchte ein „Kumpel“ für meine Patenkinder sein und ein guter Gesprächspartner. Eltern haben immer eine gewisse Erwartungshaltung an ihre Kinder, und das fällt beim Paten weg. Deshalb ist die Beziehung so wertvoll. Und die Beschäftigung mit der Jugend erweitert meinen Horizont.
Hans Lindinger, Alkoven |
Durch die Patenschaft gereift
Ich war Anfang 20, als mich meine Cousine Iris gefragt hat, ob ich ihre Firmpatin werden möchte. Sie wusste, dass ich kein großes Budget habe und ihr keine teuren Geschenke machen kann. Bis heute wünscht sie sich von mir nur Gutscheine für Zeit, die wir gemeinsam verbringen. Die Firmung im Stift Waldhausen war ein emotionales Erlebnis für mich. Wenn man die Hand auf sein Patenkind legt, entsteht eine unglaubliche Bindung. Heute fühle ich mich wie ihre große Schwester. Ob ich damals reif genug für diese Aufgabe war, darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich denke, dass ich durch die Patenschaft gewachsen und gereift bin. Meine Verantwortung ist es, Iris meine Werte mitzugeben: auf Mensch und Natur zu achten, mutig zu sein, Dinge auszuprobieren. Heuer im Sommer bekommt die Schwester meines Freundes ein Baby, und ich werde die Taufpatin sein. Ich schätze, dieses Gefühl wird noch intensiver sein – weil man sein Taufkind schon von Geburt an begleiten darf.
Johanna Pree, Linz |
Das Leben mit Gott in der Natur aufzeigen
Ich wollte schon immer Patin werden – umso mehr habe ich mich gefreut, als ich gefragt wurde. Mein Patenkind ist jetzt zwei Jahre alt. Die Tauffeier gestalteten wir sehr persönlich, mit eigens geschriebenen Liedern, einem selbst gebastelten Kreuz und einem Gebet, in dem es heißt: „Ich freue mich darauf, dich bei der Erkundung von Gottes wunderschöner Schöpfung zu begleiten.“ Ich hole mein Patenkind oft zu mir, und wir machen „Godi Vormittage“, bei denen wir basteln, spielen und kochen. Und weil wir beide sehr an Tieren interessiert sind, gehen wir Fische füttern und Ponys streicheln. Ich möchte mit ihm auch in die Kirche gehen, das gehört für mich dazu. Und dann werden wir sehen, welche gemeinsamen Interessen wir noch entwickeln. Denn ich möchte auch noch für meine Patenkinder da sein, wenn sie erwachsen sind. Bei meinem eigenen Paten war das anders: Ich bekam mit 18 ein großes Geldgeschenk, und damit endete die Patenschaft.
Manuela Forstner, Wels |
Die Taufpatenschaft abgelehnt
Meine Schwester wollte, dass ich Taufpatin ihrer ältesten Tochter Clara werde. Ich habe ihr erklärt, dass das für mich nicht infrage kommt. Meine Schwester war darüber sehr enttäuscht. Die Situation war eine Zeit lang ziemlich unangenehm. Sie wollte mich überreden, es doch zu tun. Es wäre mir aber verlogen vorgekommen, vor Gott etwas zu versprechen, wenn ich an diesen Gott nicht glaube. So viel Respekt habe ich vor der Kirche. Jedenfalls fand die Taufe schließlich ohne mich statt.
Mit meiner Schwester verstehe ich mich wieder gut. Ich habe auch ein gutes Verhältnis zu meinen drei Neffen und Nichten. Ich glaube nämlich nicht, dass eine Patenschaft die Beziehung inniger oder verbindlicher macht. Hätte ich Kinder, würde ich sie selbst entscheiden lassen, ob sie sich taufen oder firmen lassen wollen, wenn sie alt genug dafür sind.
Petra Moser, Linz |
Eine lebenslange Bindung
Rituale und Symbole sind mir wichtig. Dazu gehört auch, sich für jemanden zu entscheiden. Im Jahr 2021 habe ich zwei Mal Ja gesagt, im Oktober zu meiner Frau Anna und im Juli zu meinem Taufkind Lucia Aurelia. Wir waren bei meiner Schwester zum Essen eingeladen, als sie und ihr Mann mich gefragt haben, ob ich Pate werden möchte. Ich war gerührt, weil ich weiß, dass ihr der Glaube wichtig ist und sie mich bewusst ausgewählt hat. In der Taufvorbereitung habe ich mich engagiert, habe Lieder ausgesucht und eine Taufkerze besorgt, die wir mit Sonnenstrahlen verziert haben – Lucia ist ja die Heilige mit dem Lichterkranz. Als Geschenk hat sie ein goldenes Kreuz mit Ketterl bekommen. Pate zu sein heißt eine lebenslange Bindung einzugehen. Ich möchte ein Fixpunkt im Leben von Lucia Aurelia sein – so, wie das meine Taufpatin, Tante Gabi, bei mir war und ist.
Johannes Kienberger, Engerwitzdorf |
Entlastung für die Eltern
Ich bin zweifache Taufpatin und war bei den Taufen jedes Mal sehr gerührt. Die Verantwortung habe ich deutlich gespürt, besonders bei meinem älteren Patenkind – er ist heute 25. Seine Mama war alleinerziehend, er war wie unser viertes Kind. Als Patin war ich eine Entlastung für seine Mutter. Mein jüngeres Patenkind ist 15, sie lebt weiter weg, darum sehen wir uns nicht so oft. Umso mehr freute es mich, als sie den Kontakt zu mir suchte. Seither schreiben wir einander WhatsApp-Nachrichten und schicken Fotos. Vor allem in der Pubertät kann das hilfreich sein – jemanden außerhalb der Familie zu haben, dem man vertraut. Meine Patenkinder sollen wissen, dass sie jederzeit anrufen können. In meiner Familie war die Tante Mitzi Patin für alle Geschwister. Sie war aber eher eine „Geld-Godi“. Mit 15 bekam ich ein Abschlussgeschenk, dann war es vorbei. Das möchte ich anders machen. Es wird mich immer interessieren, wie es meinen Patenkindern geht.
Gabriele Hofer-Stelzhammer, Alkoven |
Der Beitrag erschien erstmals im Frühjahr 2022 im Magazin "Grüß Gott!", das zwei Mal im Jahr von der Katholischen Kirche in Oberösterreich herausgegeben wird. |